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Der 57. Regionalwettbewerb "Jugend musiziert" im Januar 2020 im Emsland konnte noch vor einer Jury und Publikum stattfinden, 2021 ist wegen Corona vieles anders. (Archivfoto - Foto: Peter Löning)

 

Die Corona-Pandemie hat ganz vielfältige Auswirkungen auf das Leben junger Menschen im Emsland. Jetzt ist auch die Musik betroffen: Der Wettbewerb "Jugend musiziert" findet diesmal nicht als Live-Veranstaltung statt. Die rund 60 angemeldeten Teilnehmer müssen nun zu Hause Videos drehen.

Die 57. Auflage des bei jungen Emsländern beliebten Wettbewerbes war im vergangenen Jahr noch nicht von Corona betroffen. 77 Teilnehmer zeigten im Januar 2020 in den Räumen der Musikschule am Alten Pferdemarkt in Lingen ihr Können am Klavier, an der Geige, im Gesang oder am Akkordeon. "Ein reges Treiben" habe an dem Tag in den Räumen geherrscht, heißt es in einem Nachbericht unseres Autors Peter Löning. Auch das Abschlusskonzert in Meppen konnte Mitte Februar 2020 mit 27 Preisträgern, zahlreichen Zuschauern und Ehrengästen wie geplant stattfinden.

Nach Monaten des Lockdowns und der Kontaktbeschränkung wirkt dieser Rückblick wie eine Schilderung aus einer anderen Epoche. Und vor wenigen Tagen folgte der für viele erwartete Schritt: Der für diesen Samstag, 23. Januar 2021, geplante Live-Wettbewerb findet wegen Corona nicht statt. Darauf haben sich der Landesvorstand von „Jugend musiziert“ und Vertreter von allen 18 niedersächsischen Regionalausschüssen in einer Videokonferenz verständigt, und zwar einheitlich für das gesamte Bundesland, berichten Martin Nieswandt, Leiter der Kreismusikschule in Meppen und Viola Venschott vom Regionalausschuss für die Region Emsland und Grafschaft Bentheim auf Anfrage.

Leitet die Musikschule des Emslandes: Martin Nieswandt. 2021 wird "Jugend musiziert" in Niedersachsen und damit auch im Emsland ausschließlich digital stattfinden. (Foto: Reinhard Fanslau)

Umfassendes Hygienekonzept erarbeitet

Dabei hatten die Verantwortlichen ein umfassendes Hygienekonzept erarbeitet und dem Gesundheitsamt vorgelegt, damit die Nachwuchs-Musiker möglicherweise doch live und vor einer Jury, allerdings ohne Publikum, vorspielen können. Das Konzept sah zudem mehrere Vorspielorte vor, nämlich neben der Musikschule in Lingen auch die Musikschulgebäude in Meppen und Nordhorn zu nutzen. So wenig Menschen wie möglich sollten in den Gebäuden versammelt sein. "Die Behörden hatten dem Konzept auch schon zugestimmt", betont Nieswandt. Doch die seit Anfang Januar geltenden Schutzverordnungen ließen die Vorbereitung und Durchführung von Live-Wettbewerben nicht mehr zu.

Allerdings ist der 58. Regionalwettbewerb „Jugend musiziert“ keineswegs komplett abgesagt, berichten Nieswandt und Viola Venschott. Er wird in digitaler Form durchgeführt. "Das heißt, die Teilnehmer schicken eine Live-Videoaufnahme ihres Wertungsprogramms", erklärt Venschott. Angemeldet sind 58 Teilnehmer, die in zwölf Kategorien und sieben Altersklassen gegeneinander antreten. 

Videos sind 2021 die Alternative

Die Teilnehmer haben bis zum 26. Februar 2021 Zeit, ihre Videoaufnahmen zu erstellen und einzureichen. Die Beiträge der älteren Teilnehmer (Altersgruppen 3 bis 6) gelten, sofern ausreichend Punkte gesammelt wurden, für den Landeswettbewerb. Dort wertet die Jury die Videos vom 11. bis 14. März 2021 aus. Der Bundeswettbewerb findet traditionell um Pfingsten statt, also Ende Mai. Hier ist allerdings noch nicht entschieden, ob er als Präsenzveranstaltung oder ebenfalls digital stattfinden kann.

Für die jüngeren Altersgruppen 1 und 2 ist ein kleiner Live-Regionalwettbewerb zu einem späteren Zeitpunkt geplant, wenn es die Pandemie-Lage zulässt, möglicherweise vor den Sommerferien. Für die Teilnehmer mit ausreichender Punktzahl wird es dann auch einen anschließenden kleinen Landeswettbewerb geben. "Einen Bundeswettbewerb gibt es bei den jüngsten Teilnehmern nicht, daher haben wir hier noch etwas Zeit", sagt Musikschulleiter Martin Nieswandt. Er hofft, dass zu einem späteren Zeitpunkt im Jahr auch die Preisträgerkonzerte nachgeholt werden können.

Simeon Velinski (l.) und Viola Venschott-Bucaliu gehören zum Organisationsteam des Regionalwettbewerbes "Jugend musiziert" im Emsland und der Grafschaft Bentheim. Das Foto entstand im Januar 2020 beim Regionalwettbewerb in Lingen. (Archivfoto - Foto: Peter Löning)

 

Aufnahme darf nicht zusammengeschnitten sein

Venschott und Nieswandt betonen: "Niemand von uns ist begeistert, das ,Jugend musiziert' diesmal in digitaler Form stattfindet. Ein aufgezeichnetes Video ist nicht der optimale Weg. Aber es ist die einzige Möglichkeit, dass der Wettbewerb überhaupt stattfindet." Venschott, selbst Musiklehrerin für Chello, sagt, dass bei Live-Auftritten Dinge wie Lautstärke, Klangfarbe oder Balance eine Rolle spielen, die über ein Video längst nicht so transportiert werden. 

Außerdem sind im Homeoffice Mehrfach-Versuche und -Aufnahmen möglich, beim Vorspielen vor einer Jury zählt der eine Moment. "Ein Vorspielen per Videokonferenz war allerdings auch keine Option, weil dort Verzerrungen oder auch Ausfälle des Systems möglich sind. Und diese mögliche Enttäuschung, das wollen wir keinem Teilnehmer zumuten", sagt Nieswandt. Bei der Videoaufnahme dürfen professionelle Mikrofone eingesetzt werden, die Musikschule unterstützt dabei technisch, sofern sie kann. Es darf allerdings nicht die Tonspur unter das Video gemischt werden, die Aufnahme muss "in einem Rutsch" erledigt werden, sie darf also nicht zusammengeschnitten sein.

Quelle: Meppener Tagespost, den 19.01.2021